Outback

Nach guten 3 Monaten haben wir unser kleines Paradies Port Douglas schließlich verlassen, um unseren letzten Trip innerhalb Australiens zu starten: Mitten in das Herz Australiens: zum berühmten Ayers Rock (Uluru) mitten im Outback. Ohne Van und somit ohne günstige Übernachtungsmöglichkeiten musste einiges an Planung zuvor erfolgen. Wir buchten einen saumäßig teuren Flug von Cairns zum Flughafen Ayers Rock – ja, der Fels in der Wüste hat eigens einen Flughafen – um dort einen Mietwagen von Avis abzuholen. Leider ist Avis so unkulant, dass sie im touristischen Zentrum Australiens keinen Mitarbeiterrabatt anbieten. Dennoch entschieden wir uns für den Wagen und gegen eine geführte Tour in einem vollen Bus mit festgestecktem Zeitplan, um uns zumindest die Freiheit, die wir mit dem Van hatten, zu erhalten.

In einem Toyota startete also unsere letzte Tour in Australien.

Wir holten den Wagen um 10 Uhr morgen ab, nachdem wir um 8 in Cairns losflogen. Wir fuhren direkt zum Uluru, der anders als Wolf es erwartete wirklich beeindruckend aus einer kargen Wüstenlandschaft empor ragt. Ein großer leuchtend roter Fels mitten im Nirgendwo. Am Fels angekommen entschieden wir uns ihn zu Fuß zu umrunden. Die Wanderung sollte voraussichtlich 3 Stunden dauern (10km). Wir brauchten länger. So beeindruckend dieser Fels auch vom Weitem sein mag, er verliert etwas von seiner Magie, wenn man ihn umrundet und darauf hofft endlich wieder am Ausgangspunkt anzukommen. Einige spektakuläre Höhlen und Spalten waren die einzige Belohnung, die wir dafür erhielten. Vielleicht könnte man mit dem Verleih von Golfwagen zur Umrundung gutes Geld verdienen. Nachdem wir recht ko wieder am Auto ankamen, fuhren wir zu einem etwas weiter vom Fels entfernten Parkplatz, der als guter Platz, um den Sonnenuntergang am Uluru zu sehen, gehandelt wird. Dieser offizielle Platz scheint, wie wir später sahen auch in aller Munde zu sein, da sich zum Sonnenuntergang mehr als Hundert Menschen dort versammelten, um den Farbenwechsel des Felsens zu beobachten. Also eher keine romantische Sonnenuntergangsstimmung. Dennoch sah der Uluru im Abendrot noch beeindruckender aus. Definitiv sehenswert. Im Anschluss ging es zum Ayers Rock Resort – nein wir haben uns kein Zimmer für 300$ die Nacht gegönnt, sondern checkten auf dem benachbarten Campingplatz ein. Einen Tag zuvor hatten wir in Cairns erfolglos nach einem kleinen billigen Zelt gesucht – alles ausverkauft. Also entschieden wir uns für die radikalere Variante: 4 Nächte im Outback im Auto übernachten. Man kann sich also vorstellen, wie bequem wir es hatten.

Am nächsten morgen fuhren wir zu den Olgas, oder auch Kata Tjuta genannt. Eine ebenso beeindruckende Gesteinsformation 50 km vom Uluru entfernt. Hier absolvierten wir ebenfalls eine Wanderung , die des – Valley of the winds -, ein 7 Km Rundweg. Ebenfalls beeindruckende Ausblicke und eine klasse Landschaft, in der sich hunderte von Zebrafinken wohlfühlen. Und wir auch. Aber schaut euch einfach die Photos an… Den Sonnenuntergang dieses Tages verbrachten wir mit Blick auf die Olgas- Auch nicht schlecht und nur 4 andere Beobachter.

Nach einer weiteren Nacht im Auto und der Suche nach einer mehr oder weniger „bequemen“ Position nahmen wir uns das letzte Ziel unserer Reise im Outback vor: den Kings Canyon, der sich 350 km nördlich vom Uluru befindet. Wir starteten gegen Mittag und sahen auf der sonst recht monotonen Fahrt durch die Steppe eine Herde Kamele am Straßenrand stehen, die uns ziemlich dämlich anstarrten als wir für Fotos anhielten. Wir machten auf halber Strecke halt, weil man auf einer Rinderfarm umsonst campen kann. Hier erwartete uns ein zahmer Emu, der über den Zeltplatz lief und alle Leute nach Snacks anbettelte. Ein ziemlich hässlicher Vogel mit üblem Gestank.

Früh am nächsten morgen machten wir uns auf, die restliche Strecke durch das Outback zum Canyon zu meistern. Wieder einmal stand eine Wanderung auf dem Tagesplan. Diese war, man mag es kaum glauben, noch spektakulärer als die anderen beiden zu vor. Wolfs Höhenangst wurde manche Male bis an die Grenze gefordert, wenn es entlang der Klippen ging. In der Mitte des Canyon befindet sich der „Garden of Eden“  eine kleine grüne Oase. Alles in allem können wir das Outback mit den genannten Attraktionen definitiv empfehlen!!

Auf dem Rückweg vom Kings Canyon hat Wolf dann leider ein Schlagloch übersehen, von denen es auf den Straßen im Outback leider einige gibt. Die direkte Folge war ein harter Aufschlag des linken Vorderreifens, ein platter Reifen und eine arg eingebeulte Felge. Unser erster eigenhändiger Reifenwechsel in Australien – irgendwie haben wir mit Mietwagen kein Glück. Leider befand sich nicht einmal ein Wagenheber in dem Toyota, sodass wir gerne die Hilfe eines Australiers annahmen. Im Nachhinein, bei der Rückgabe des Autos erfuhren wir, dass ein platter Reifen nicht extra bezahlt werden muss. Von der dicken Delle in der Felge, die so aussah als könne man sie nicht mehr benutzten, erzählten wir nichts. Glücklicherweise haben wir einen Tag später in Brisbane unsere australischen Bankkonten geschlossen, sodass Avis auch nicht mehr die Möglichkeit hat uns die Felge in Rechnung zu stellen. Aber wer keine Mitarbeiterrabatte vergibt, ist auch selber schuld.

Ein zweites etwas riskantes und unerwartetes Ereignis erfolge nach dem gewechselten Reifen durch ein wildes Kamel. Dieses kam blökend wie aus dem Nichts aus einem am Straßenrand gelegenen Busch auf das Auto zugerannt, während wir von der Wanderung geschafft und von platten Reifen genervt den Highway entlang rasten. Keine Ahnung, ob es eine Art Revier verhalten war oder das Tier komplett bescheuert war. Auf jeden Fall hätte es für beide Parteien ein eher unangenehmes Ende genommen, wenn wir nicht mehr hätten ausweichen können und das Vieh mit guten hundert Sachen gerammt hätten. Ich fürchte, dies hätten wir Avis nicht verheimlichen können….

Mittlerweile sind wir wieder in Brisbane und somit der Zivilisation angekommen. Heute Abend ist der letzte Abend in Australien, aber darüber machen wir uns zur Zeit wenig Gedanken. Es fühlt sich nicht so an, als wären wir schon ein knappes Jahr hier gewesen. Wir freuen uns definitiv auf Asien – 4 Wochen Nudeln und Reis zum Frühstück!

Da wir nicht wissen ob wir noch einen Artikel in Asien schreiben werden, können wir sagen:

Vielen dank für ihre Aufmerksamkeit und auf ein baldiges Wiedersehen, wir freuen uns!!

Port Douglas – endlich arbeitslos

Da sich unser Trip nach Australien langsam aber sicher dem Ende zuneigt, war es für uns nach unzähligen harten Wochen an der Zeit, die Arbeitsphase zu beenden. Wir konnten unseren Van an eine deutsche Backpackerin zu einem doch noch guten Preis verkaufen und leben seit einer Woche in einem 6 – Personen – Zelt (das war zu der Zeit als wir den Artikel schrieben), das genügend Platz für unseren ganzen Kram bietet. Unseren Stellplatz im Dougies haben wir um einige Meter verschoben, so dass wir uns jetzt mitten in einem englisch – französisch – australischen Lager befinden. Hier verbringen wir die wohlverdiente Urlaubsperiode immer noch in Port Douglas und warten voller Erwartung auf unseren letzen Trip in Australien. Und wie kann es anders sein: Ayers Rock und das australische Outback warten. Ob es sich dabei „nur um einen Fels in der Wüste“ (Wolf) oder aber doch um einen „ganz speziellen Ort“ (Saskia) handelt, wird sich zeigen. Sicher ist bis jetzt nur, dass der Flug ein kleines Vermögen kostet und dass wir  mal wieder zelten müssen – und da in Australien Winter ist, sind die Nächte am Ayers Rock mit 0°C dementsprechend kalt. Man könnte jetzt meinen, dass die Temperaturen ein Grund wären, ein Zimmer zu buchen, nur leider gibt es keine günstigen Zimmer mehr. Es bleibt also abzuwarten, wie wir den Temperaturumschwung verkraften..

In Port Douglas haben wir uns zur Belohnung nach all der Arbeit gleich einen Tagestrip zum Great Barrier Reef gegönnt. Und als erstes zu erwähnen ist, dass wir dank unseres langen Arbeitsaufenthaltes den Trip zum halben Preis buchen konnten – der Preis, den die Einheimischen zahlen. Dass wir quasi zu den Einheimischen gehören, zeigt sich auch daran, dass Wolf bei den Tennis Clubmeisterschaften in Port Douglas Zweiter geworden ist und in der hiesigen Zeitung namentlich erwähnt wurde.

Zum Schnorcheln ging es mit der Calypso zum Opal Reef, wobei wir an 3 verschiedenen Stellen schnorcheln und Wolf auch tauchen konnten. Das Boot war mit 30 Personen glücklicherweise nur zu einem Drittel gebucht, was dem Umstand zu verdanken ist, dass die Haupt – Touristensaison langsam zu Ende geht. Gut für uns. So konnten wir und 6 Freunde das Boot und das Riff relativ ungestört genießen.

Die Fahrt zum Riff dauerte 90 Minuten und wurde bei relativ unruhiger See zurückgelegt. Daraus resultierten auch gleich erste Fälle von Seekrankheit, die uns aber nicht betrafen ( bis auf Hal). Wir genossen Tee und Gebäck und hofften auf Sonnenschein am Riff. Am ersten Riff ging es dann nach kurzer Einweisung (keine Korallenteile als Souvenir, nicht auf die Korallen treten, keine weißen Haie zu erwarten) direkt ins Wasser. Und man muss schon sagen, dass der erste Blick auf die Korallen atemberaubend ist. Eine komplette Unterwassergartenlandschaft und nicht zu vergessen Marvin. Marvin hat Wolf schon auf den Whitsundays kennen gelernt. Ein eineinhalb Meter Koloss von einem Fisch (Napoleon-Lippfisch) mit riesigen Lippen, der für Fotos posiert.

Das zweite Riff war ähnlich dem ersten. Hier konnten wir neben all den bunten Fischen auch einige Nemos beobachten. Die Zeit verbrachten wir damit, mit unserer geliehenen Unterwasserkamera Fotos zu machen, was sich allerdings als schwierig erwies. Nicht nur, dass die Wellen einen immer wieder in Bewegung setzten, mit Schnorchel kann man eben doch auch nur von oben Fotos machen. Um die Sache vorweg zu nehmen: Wir kauften zum Schluss doch die Fotos der professionellen Fotografin..

Das dritte Riff nutzte Wolf dann zum Tauchen und konnte zwei kleinere Riffhaie und eine Schildkröte entdecken. Die Strömung unter Wasser war allerdings so stark, dass es sich zu Beginn so anfühlte, als könne man paddeln und paddeln, ohne voran zu kommen. Für Saskia war es beim Schnorcheln das Selbe, so dass sie es bei einem kurzen Abstecher ins Wasser beließ.

Wolf versuchte sich einen Tag später noch beim Kitesurfen, wobei es sich aber eher auf das Kiten als auf das Surfen beschränkte. Grund hierfür ist, dass ein 4 – Meter – Drachen nicht einfach zu lenken ist und außerdem ging der Drachen später kaputt, was Wolfs Versuch, auf´s Brett zu steigen vereitelte.

Wir verbringen jetzt noch eine Woche in Port Douglas, bevor wir von Cairns zum Ayers Rock fliegen. Nach diesem Trip wird der letzte Blogeintrag für Australien erfolgen, da wir das Land dann verlassen und uns auf nach Asien machen.

Update: Mittlerweile sind einige Wochen vergangen, seit wir den Artikel geschrieben haben. Leider schaffen wir es erst jetzt, die Fotos hoch zu laden. Den Trip zum Ayers Rock haben wir jetzt auch schon hinter uns und verbringen die letzten Tage in Brisbane, da von dort aus unser Flug nach Asien startet, wo wir die letzten 4 Wochen unserer Reise verbringen werden. Wir stellen den Artikel fuer den Ayers Rock vielleich morgen noch online, ansonsten muesst ihr euch bei Bedarf alle 500 Fotos in Bevensen ansehen (@Leslie: getrocknete Pilze kaufen wir am besten in Holland – effektiver 😉 ..@ Barbara: Wir werden schon Pilze finden..)

Bloomfieldtrack nach Cooktown

An unserem freien Mittwoch machten wir uns also morgens auf, den noch unbekannten Bloomfieldtrack nach Cooktown zu befahren.  Hierfür mieteten wir uns einen Wagen mit Vierradantrieb, holten eine Freundin – Steffi – aus dem Hostel ab und machten uns auf den Weg. Zunächst ging es wieder in den Daintree Nationalpark, in dem wir einen noch schöneren See mitten im Regenwald als bei unserem ersten Trip besuchten. Leider war das Wetter nicht all zu gut, so dass wir nicht baden konnten, aber dennoch. Und der Weg dahin war zumindest schon einmal ein Vorgeschmack, auf das was noch kommen sollte.

Danach ging es weiter nach Cape Tribulation und von dort schließlich auf die unbefestigte Straße, auf der man sandige Steigungen erklimmt, Flüsse durch- und  Erdrutsche umfährt . Auf dem Weg haben wir an einem wirklich traumhaften, mangrovenbewachsenen Strand angehalten, 2 Wasserfälle mit zum Teil sehr abenteuerlichen Anfahrtswegen besucht und zu guter Letzt und nach 7 Stunden Fahrt Cooktown erreicht.  Der Bloomfieldtrack war dabei wirklich ein Erlebnis und es war schon etwas anderes, mit einem  relativ neuen, guten Auto durch die Landschaft zu heizen.  Als Highlight hat sich dann mal wieder einer der beiden Wasserfälle heraus gestellt. Der Weg zum Wasserfall, der ziemlich versteckt mitten im Wald liegt, hat unser Auto und Wolfs Fahrkünste schon einmal gut gefordert. Und dank der Sonne, die sich dann doch noch gezeigt hat, konnten wir direkt vor dem Wasserfall einen Regenbogen bewundern, was ein sehr eindrucksvolles Bild abgegeben hat.

Cooktown an sich war dann allerdings ein wenig enttäuschend. Bis auf einige historische Gebäude gibt es dort nämlich nichts zu sehen und wir beschränkten uns darauf, einige schnelle Fotos zu machen, da es auch schon relativ spät war und wir noch einen langen Weg zurück nach Port Douglas vor uns hatten.

Zurück fuhren wir dann einen Umweg, aber dafür auf befestigter Straße, da es bereits dunkel wurde. Einige Hindernisse zeigten sich aber auch dort. Nicht nur, dass auf einem großen Teil des Weges Rinder am Straßenrand grasen – ohne Zaun und somit jederzeit bereit auf die Straße zu rennen – es gibt auch eine Menge kleiner Kängurus, und leider Gottes hat eines davon die Fahrt nicht überlebt. Der erste Roadkill in Australien – aber wenigstens mit einem Mietwagen, der das alles problemlos überstanden hat. So wie wir auch.

Port Douglas

Jeden Tag 30 °C, ein 4 Meilen langer palmengesäumter Sandstrand und Arbeit ohne Ende – willkommen in Port Douglas!

Nachdem Saskia in einem Restaurant namens Rattle ´n´ Hum einen erfolgreichen Probearbeitstag als Küchenhilfe absolvierte, stand noch am selben Abend fest, dass wir dort für unsere Unterkunft 11 Stunden pro Woche arbeiten können. Im ersten Stock des Restaurants befindet sich ein Hostel, in dem die halbe Belegschaft des Rattle lebt. Also zogen wir frohen Mutes in ein Sechsbettzimmer, dass wir zunächst nur mit einem Schotten teilten. Der Anfang war immerhin gemacht. Endlich Arbeit und eine feste Unterkunft.  Nachdem auch Wolf seine ersten Stunden erfolgreich absolvierte, machten wir uns positiv gestimmt auf die weitere Arbeitssuche. Denn eigentlich wollten wir ja nicht für Unterkunft, sondern gegen Bezahlung arbeiten. Da Saskia in einem anderen Restaurant ebenfalls relativ positive Resonanz erhielt, machte sie sich in der gleichen Woche auf, dort noch einmal  mit dem Chefkoch zu reden und erneut nach einem Job zu fragen. Und tatsächlich: der Chefkoch liebt Deutsche und hat uns beiden einen Probearbeitstag angeboten. So kam es, dass erst Wolf und einen Tag später Saskia im Courthouse als Küchenhilfe anfingen. 2 Jobs für uns beide innerhalb von wenigen Tagen. In Port Douglas war es wirklich einfach.

Einige Tage später bekam Wolf dann von AVIS das Angebot, als Autowäscher und Fahrer zu arbeiten. Der dritte Job.. nach einigen Tagen entschied sich Wolf, den Job im Rattle aufzugeben. Und auch für Saskia war es an der Zeit. Im Courthouse kann man eigentlich so viel arbeiten wie man will – was dazu führte, dass Saskia in den ersten 2 Wochen über hundert Stunden auf dem Stundenzettel hatte. Keine Zeit mehr fürs Rattle. Wir packten also unsere Sachen und zogen ins „Doughies“, einem Zeltplatz/Hostel etwas außerhalb der Stadt, aber wesentlich billiger. Wir schlafen mal wieder im Van, was allerdings viel besser ist, als ein Zimmer mit mehreren – zum Teil schnarchenden – Männern zu teilen. Zum Schluss waren wir nämlich zu fünft in dem Zimmer – eindeutig zu viele Leute..

Mittlerweile arbeitet Wolf nur noch bei AVIS. Autos säubern erklärt sich von selbst. Das Avis Team besteht zur Zeit aus drei Frauen und einem Kerl, die im Büro arbeiten. Der Kerl ist ebenfalls Backpacker und wohnte bis vor einigen Tagen noch im Doughies. Ein anderer Kerl aus Irland bereitet mit Wolf zusammen die Autos auf, putzen, parken, gelegentliche Auslieferungen zur Resorts und ab und an muss ein Kindersitz im Auto festgeschnallt werden. Easy Job, mit der Gefahr von aufkeimender Monotonie und Langeweile. Noch sind jedoch die Automodelle, die es in Europa nicht gibt, recht interessant und die Stimmung im Team ist auch gut.

Saskia hält es weiterhin in der Küche des Courthouses aus  – sehr anstrengend. Das Gute ist, dass Geschirr spülen nur ein kleiner Teil der Arbeit ist (dafür haben wir einen Koreaner, der absolut kein Englisch spricht). Der Großteil des Jobs besteht aus Gemüse schneiden, Salate anrichten und Meeresfrüchte aufbereiten – am ekligsten dabei ist Calamari schneiden, am besten Austern drehen. Das anstrengende an dem Job ist auch nicht die Arbeit an sich, sondern dass es absolut hektisch ist. Die Köche sind so gestresst, die schreien sich auch gerne mal an. Aber zum Glück ist nach 21 Uhr (dann schließt die Küche) immer alles gut und alle beglückwünschen sich zum überstandenen Abend. Also Spaß macht es, Mahlzeiten während der Arbeit sind umsonst und es gibt immer leckeres Essen mit nach Hause. So kann auch Wolf ein regelmäßiges Steak zum Abendbrot genießen. Was will man mehr?

Da Wolf als Mitarbeiter bei AVIS Rabatt auf Mietwagen bekommt, haben wir für Mittwoch einen Jeep gemietet, um einen Tagestrip Richtung Norden zu machen. Nördlich von Cape Tribulation (das wir mit unserem Van bereits besucht haben) verläuft der sogenannte „Bloomfieldtrack“. Er verbindet Cape Tribulation mit Cooktown auf einer unbefestigten Straße, die nur mit einem Allradantrieb befahrbar ist. Das nächste Abenteuer wartet also bereits.

Wir bleiben die nächsten 8 Wochen hier im Paradies, arbeiten und verdienen viel Geld. Tauchen und Schnorcheln steht jetzt nichts mehr im Wege. Außerdem kann man hier jeden Mittwochabend umsonst segeln gehen. Man muss sich nur ab 16 Uhr im Segelclub einfinden, Bier für den Skipper mitbringen und darauf hoffen, dass man mitgenommen wird. Letzte Woche hatten wir auch gleich Glück. Dank einer Bekannten haben wir – trotz Massenandrang im Segelclub – ein Boot gefunden und konnten mit 10 anderen glücklichen Menschen in den Sonnenuntergang segeln. Und alles, was wir „bezahlt“ haben, waren 2 Dosen Bier. Übrigens liegt die Yacht von Lady Gaga in Port Douglas im Hafen, die durften wir dann von außen bewundern.. nicht schlecht das Boot.

Die WM verfolgen wir natürlich auch, zu etwas unchristlicher Zeit zwar, aber immerhin haben sich zu Deutschlands erstem Spiel um die 30 Backpacker aus dem Bett (4:30 morgens) gequält. Und es hat sich ja – zumindest für die Deutschen – gelohnt. Die meisten Australier sind nach dem 4ten Tor direkt ins Bett gegangen..

Und zu guter Letzt: unser blauer Freund hat sein Road Worthy Certificate erhalten. Glücklicherweise wurde unser Brieftasche dabei weniger belastet als wir erwartet hatten. Der dicke Sprung in der Windschutzscheibe beispielsweise  wurde vom Mechaniker nicht einmal für erwähnenswert gehalten.. Allerdings fehlt uns immer noch ein Käufer. Mittlerweile haben wir den Van in Internet annonciert. Jetzt hoffen wir auf eine neue Flut reisewilliger Backpacker, die dringend einen neuen blauen Reisegefährten brauchen. Andererseits ist es gut, dass wir ihn noch haben, weil wir so am günstigsten (und weit bequemer als im Zelt) übernachten können. Ideal wäre es, wenn wir ihn in ca. einem Monat verkaufen könnten, aber sobald der erste interessierte Käufer kommt, wird er eh vom Charme des Autos überwältigt und nicht von uns ablassen, eh er den Van sein Eigentum nennen kann.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Daintree National Park

Um die Zeit bis zum nächsten Job zu überbrücken, fuhren wir nach einigen Tagen Cairns weiter Richtung Norden. Anlass dazu gab zum Einen die Schließung der Lagune – unseres Freiluftpools – in Cairns und außerdem wollen wir ja auch so viel wie möglich sehen. Also machten wir uns auf Richtung Daintree Nationalpark. Unser Ziel sollte Cape Tribulation werden, der nördlichste Punkt der Ostküste, den man ohne Vierradantrieb erreichen kann. Zunächst fuhren wir nach Port Douglas und verbrachten dort den Nachmittag, nicht ohne uns beim erstbesten Eisladen um einen Job zu bewerben. Außerdem stellten wir fest, dass es hier ziemlich viele Restaurants gibt und beschlossen, unsere Bewerbungsbemühungen auf dem Rückweg noch einmal  ernsthaft auszubauen und uns als Küchenhilfe, Tellerwäscher, Kellner und was auch immer zu bewerben. Aber dazu später mehr. Zuerst hieß es auf in den nächsten Nationalpark, der unter dem Motto „Where the rainforest meets the reef“ (also praktisch „wo der Regenwald auf das Riff trifft“) steht. Um dort hin zu gelangen, mussten wir mit einer Fähre über den Fluss Daintree transportiert werden – eine Brücke gibt es nicht. Die Fahrt dauert nur um die 2 Minuten und sobald man die Fähre verlässt, findet man sich mitten im Regenwald wieder. Der Weg, der dann nach Cape Tribulation führt, erwies sich als wirklich spektakulär. Wir fuhren mitten durch den Regenwald und hatten auf einer Seite kilometerlange Sandstrände neben uns. Da die Straße ziemlich kurvig ist und alle paar Kilometer ein Bremshügel zu schnelles Fahren verhindert (das soll wohl die Cassowaries schützen – bei Bedarf Wikipedia), hatten wir genug Zeit, das Panorama zu genießen, einige kürzere Wanderungen durch den Regenwald zu unternehmen, am Strand Kokosnüsse zu sammeln und zu knacken und schließlich mitten im Regenwald in einem Wasserloch mit unglaublich klarem Wasser zu baden.  In Cape Tribulation findet man dann schließlich ein Hinweisschild, dass die befestigte Straße in 2 Km aufhört und dass der Weg, der weiter Richtung Norden führt, jederzeit unpassierbar sein kann. Und ja, es gibt da oben noch Städte, die dann allerdings wohl eher abgeschieden vom Rest er Welt sind.

Die Nacht verbrachten wir schließlich auf einem Campingplatz im Regenwald direkt am Meer.  Sehr idyllisch, nur blöd, dass es nachts so dunkel war, dass man den Weg zur Toilette nicht finden konnte – unsere Taschenlampe hat nämlich nur noch ganz wenig Batterie..

Am nächsten Tag machten wir uns dann auf den Rückweg. In Port Douglas fragten wir schließlich in jedem Restaurant nach Arbeit. Saskia erhielt auch gleich sehr positive Resonanz  und wurde darum gebeten sich 2 Tage später zum Probearbeiten einzufinden. Nachdem schließlich alle Lebensläufe verteilt und die Bewerbungsbemühungen abgeschlossen waren, ging es wieder zurück nach Cairns, um dort am folgenden Tag einige Arbeitsvermittlungen abzuklappen.

So viel sei noch gesagt: Mittlerweile hat sich auch so einiges getan, aber dazu mehr im nächsten Artikel.

Cairns

Von Brisbane und unserem letzten Blog Eintrag aus, ging es in selbiger mordsmäßiger Geschwindigkeit weiter nach Norden bis wir in Townsville ankamen. Diese mit ca. 130.000 Einwohnern doch etwas größere Stadt sollte uns mit tropischer Wärme und hoffentlich mit Arbeit versorgen. Um größeren Erzählungen vorzubeugen, kann schon mal vorweg genommen werden, dass uns immerhin tropische Temperaturen beschert wurden. So konnten wir spätestens seit Townsville die Nacht endlich wieder ohne Decke und die Tage ohne lange Klamotten verbringen. Andere Vorteile konnten wir leider nicht aus der Stadt schlagen, unsere Suche nach einem „nicht-Ernte-Helfer-Job“ blieb erfolglos.

Wir verbrachten einige Tage in der Stadt und erlebten den ANZAC-DAY, wie ihn die Australier feiern. So konnten wir ausgiebig eine Militärparade erster Klasse mit Veteranen des zweiten Weltkrieges und ihrer vor Stolz geschwollenen Brust an uns vorbei marschieren sehen – zumindest die, die nach marschieren konnten. Die stolze Brust wurde nicht zuletzt deshalb gezeigt, weil sich entlang der Straße ganz Townsville zum Applaudieren versammelt hatte.

Nachdem wir einen solchen Nationalstolz erleben durften, wie er in Australien doch recht allgegenwärtig ist, entschieden uns aber doch weiter nach Norden zu fahren, um dem Farm-Job Gedanken weiter nachzugehen.

So fuhren wir weiter nach Mission-Beach, ein kleines Städtchen mit einem wirklich malerischen Strand, an dem die Serie „LOST“ hätte spielen können. Hier konnten wir erleben, wie der Regenwald direkt auf das Meer trifft, denn das ist eine Besonderheit des Nordens Queenslands. So haben wir auch gleich eine Kokosnuss, die unter einer Palme direkt am Strand lag, gesammelt und diese mit viel Geduld mit einem kleinen Messer und einer Gartenschere geknackt. Frische Kokosnussmilch zum Frühstück!

Von Mission-Beach ging es dann weiter nach Innisfail, da wir erfahren hatten, dass dort die Bananensaison niemals ein Ende findet und somit ganzjährig geerntet werden kann. Leider stellte sich heraus, dass zu der Zeit entweder genügend Erntehelfer oder einfach nicht genügend reife Bananen vorhanden waren. Sprich: es war keine Arbeit für uns da. Obwohl die Stadt an sich zwar recht gemütlich wirkte, konnte sie nicht helfen uns unserem Ziel der Arbeit zu nähern. Glücklicherweise nagen wir noch nicht am Hungertuch und genügend Geld für Benzin ist auch noch übrig, also noch kein Grund zur Sorge, noch ist genügend da, um über die Runden zu kommen. Allerdings steht für Wolf nach der Tauchschein auf der Wunschliste und Saskia würde gern noch an die Westküste fliegen, nachdem das Auto verkauft ist. Dafür wäre nun mal das bisschen mehr an Geld notwendig. Letztlich wird auch gerade das Thema Autoverkauf noch höchst interessant werden: Wir waren in Townsville  wegen merkwürdiger Geräusche und einem defekten Generator beim Mechaniker. Er teilte uns mit, dass das Vordergelenk unserer Antriebswelle komplett ausgeschlagen sei, sodass wir falls wir es nicht auswechseln lassen würden, damit rechnen können, dass es sich während der Fahrt löst und die Antriebswelle sich mit dem Vorderende in den Asphalt fressen könnte. Dies könnte dazu führen, dass unser Heck in die Höhe geschleudert wird und wir uns mit dem blauen Kollegen einige Meter kopfüber fortbewegen würden. Nach kurzem Überlegen und eigenständigem Überprüfen der lockeren Antriebswelle entschlossen wir uns dann dazu dem Mechaniker zu vertrauen und das Gelenk zusätzlich zum second hand Generator auswechseln zu lassen. Im Gespräch teilten  wir dem Mechaniker ebenfalls mit, dass wir überlegen die Kiste kommenden Monat zu verkaufen und fragten gleich mal nach, was seiner Meinung nach denn noch für das „Road-Worthy-Certificate“ (den TÜV in Australien) gemacht werden müsse. Leider sind ihm auf anhieb einige Dinge aufgefallen und wiederum leider glauben wir einen ernsthaften Menschen vor uns gehabt zu haben, der nicht ausschließlich an seinen eigenen Profit bei der Nennung der Baustellen dachte. Zumal wir ihm zuvor sagten, dass wir erst weiter in den Norden fahren würden, bevor wir für das „Road-Worthy“ notwendige Reparaturen angehen würden. Wie auch immer: Letztlich bleibt offen wie viel wir aus dem Verkauf des Autos schlagen können und demnach auch wie viel Geld uns für die Sachen unserer australischen Wunschliste noch fehlen. Trotzdem hängen wir aber auch an der Kiste und da wir in Cairns problemlos im Auto schlafen können, wollen wir unser „Heim“ hier auch noch ein wenig ausnutzen. Ohne Auto kann man nämlich gut ein paar hundert Dollar im Monat für Übernachtungen ausgeben und so lange wir das sparen können, wollen wir das Auto auch behalten – zudem es ohne Auto auch noch unwahrscheinlicher ist, einen Job zu finden. Im Moment sind wir also noch ganz gut dabei und immerhin treffen wir immer wieder sehr nette Menschen, die mit Kleinigkeiten doch noch Freude bereiten. Bei unserem letzten Grillabend – es sollte eigentlich gegrillte Zucchini, Brot und ein wenig Aufschnitt geben – kam eine Australierin auf uns zu, fragte, ob wir Backpacker seien und schenkte uns ein Steak.

Letztlich ist jetzt anscheinend die Regenzeit hier oben vorbei, jeden Tag sind 30 Grad und strahlender Sonnenschein, wir können am riesigen Pool umsonst die Urlaubsbräune erhalten, wir grillen jeden Abend (irgendetwas) und die Erntesaison wird schon noch starten – wir bleiben optimistisch! Das Spendenkonto wird erst im nächsten Artikel eingerichtet.

Übrigens gibt es hier auch Krokodile in den Flüssen und extrem giftige Quallen im Wasser – darum baden wir auch nicht im Meer bzw. nur in gesicherten Gebieten. Aber die Quallensaison ist anscheinend demnächst vorbei. Aber ob das Meer dann sicher ist?

Grüße an Alle!!

Tasmanien

In Hobart verbrachten wir gleich den ersten Tag auf dem Salamanca Market, ein schöner Markt, auf dem uns vor allem der Verkauf deutscher Bratwürste ins Auge stach. Die Stadt an sich bietet allerdings nichts Besonderes und ist eher langweilig. So entschieden wir uns schnell, mal einen echten Tagesausflug zu machen. Unser Ziel: Port Arthur.

Port Arthur ist eine DER tasmanischen Sehenswürdigkeiten, da sich hier ein Stück Geschichte erhalten hat. Die Halbinsel diente früher als Gefängnisinsel, auf die Großbritannien die Sträflinge mit den höchsten Strafen schickte. Im Endeffekt muss man aber auch hier sagen, dass Geschichte in Australien immer relativ ist. Die Insel zeigt einige Ruinen und ein interaktives Museum, letztendlich waren wir aber froh, dass wir das Eintrittsgeld von $ 29/Person umgehen konnten. Nachdem wir noch eine letzte Nacht in Hobart verbracht hatten, machten wir uns schließlich auf, die Ostküste zu erkunden. Das Wetter sollte dort wesentlich besser sein als im Westen – genau was wir brauchten und schließlich waren wir ja auch der Natur wegen auf Tasmanien. Wir fuhren zunächst in den Freycinet Nationalpark, in dem sich die berühmte Wineglassbay befindet. Um dorthin zu gelangen, absolvierten wir mal wieder eine lange und anstrengende Wanderung, wurden aber auch mit wirklich schönen Aussichten belohnt.

Da das Osterfest nahte, suchten wir einen ruhigen Platz abseits der ganzen Touristenhorden. In einem Wald bei Salamanca wurden wir fündig. So verbrachten wir den Karfreitag beim Buschcamping, nicht ohne einige verrückte Australier kennen gelernt zu haben. Diese luden uns zu Fisch und Getränken ein und teilten ganz christlich mit uns. So kamen wir an diesem Osterfest unerwartet doch noch zu einem guten Mahl. Außerdem hatten wir unsere ersten Lagerfeuer – Erfahrungen, denn diese gehören auf Tasmanien einfach dazu (und das Osterfeuer war so gesehen auch dabei).

Am Ostersamstag kamen wir dann zur Bay of Fire und verbrachten dort die restlichen Feiertage direkt am Strand. Das Wasser war allerdings so kalt, dass mehr als ein kurzer Badeaufenthalt nicht möglich war. Wiederum hatten wir das Glück, einen netten australischen Angler zu treffen, der uns seinen ersten Fang des Tages schenkte – ein kleiner Lachs. Also auch Fisch am Ostersonntag.

Nach diesen besinnlichen Tagen fuhren wir die restliche Strecke zurück nach Devonport. Die Fähre war gebucht und der vorletzte Abend wurde von uns noch einmal dazu genutzt, Tasmaniens Wildlife hautnah zu erleben. Wir fuhren in einen Nationalpark und konnten Wombats (endlich lebend) und Pademelons (ein sehr kleines Känguru) in freier Natur beobachten. Wombats können übrigens für ihre Statur tatsächlich relativ schnell rennen. Den tasmanischen Teufel haben wir nachts nur gehört – es gibt ihn also wirklich. Gesehen haben wir von dem Kollegen allerdings nichts.

Zurück in Devonport bestiegen wir die Fähre zurück nach Melbourne – als Souvenir ein dicker Steinschlag in der Windschutzscheibe, der mittlerweile ein ausgewachsener Sprung ist. Außerdem die Erfahrung, dass es auch im Auto nachts sehr kalt werden kann und dass der blaue Van nicht unbesiegbar ist. Tasmanien hat es geschafft: manchmal komische Geräusche, allerdings nicht aus dem Motor, die über kurz oder lang wohl genauer untersucht werden müssen. In Melbourne nutzten wir noch einige Tage um uns mit Sascha und Liad aus dem Liquid Sand Team zu treffen – und für einige Familienabendessen.

Da wir jetzt mal wieder auf Arbeitssuche sind, können wir mitteilen, dass wir es mittlerweile mit Auto immerhin zurück nach Brisbane geschafft. Jawohl, we are back in good old Queensland!! Da wir nur noch 4 Monate in Australien verbringen und wir das Auto am einfachsten in Queensland wieder verkaufen können, haben wir uns entschlossen, es zu wagen und die jetzt noch fehlenden 1600 km hoch Richtung Cairns zu fahren. Cairns soll dann den Abschluss unserer Tour entlang der Ostküste werden. Wir wollen uns das Great Barrier Reef nicht entgehen lassen (mit oder ohne Ölteppich). Auf dem Weg hoffen wir dann Arbeit zu finden – wir spekulieren auf Bananen ernten.

Welcome to Tasmania

Man ist Weintraubenernten eine dämlich stupide Arbeit. Insgesamt betrachtet waren die Wochen, die wir in Lilydale und im Yarra Valley verbracht haben, um zu ernten und Geld zu verdienen, mäßig erfolgreich. Das lag daran, dass wir von unserem nicht ganz so engagierten Boss Ben abhängig waren. Eigentlich kann man auch nicht wirklich sagen, dass er nicht engagiert war, er hat sich schlicht und einfach nicht darum bemüht uns auf dem Laufenden zu halten. So versuchten jeden Abend ca. 20 Backpacker Ben telefonisch zu erreichen, um zu erfahren, ob am folgenden Tag irgendwo geerntet wird. Leider war Ben dabei die meiste Zeit unerreichbar. Die Folge war, dass wir, wie viele Andere auch, mehr freie Tage zwischen den Arbeitstagen hatten, als wir eigentlich wollten. Hinzu kam, dass uns noch eine Woche Regen die Ernte „verhagelte“, sodass wir langsam die Geduld verloren. Am Ende der verlorenen Regenwoche entschieden wir uns dann, uns noch eine Woche den Launen der Natur und Ben auszusetzen. Gleichzeitig buchten wir jedoch die Fähre zu unserem nächsten Reiseziel: TASMANIEN. So hielten wir die Tickets für die Fähre, die uns und den kleinen Blauen auf den Inselstaat bringen sollte, in der Hand. Es standen 12 Stunden Schifffahrt an, die am Sonntag, den 21ten März um 9:00 Uhr morgens beginnen sollte: Auf nimmer Wiedersehen Ben.

Vorher ließen wir uns aber noch von Jodie und ihrer Familie zunächst auf einen Kaffee, dann auf ein Mittagessen und schließlich auf ein Barbecue und eine Übernachtung einladen. Jodie hat uns am See kennen gelernt. Sie mag es, Backpacker zu sich nach Hause einzuladen, um andere an ihrem „gesegneten Leben“ teilhaben zu lassen. Also nutzten wir die Gelegenheit, nicht ohne im Bad von den 10 Geboten überrascht zu werden. Nach einer Nacht entschieden wir uns dann aber zurück nach Melbourne zu fahren, die Familie war zwar wirklich sehr nett, aber eine Übernachtung war dann doch genug. Und wir sind herzlich eingeladen, nach Tasmanien wieder vorbei zu kommen.

Am folgenden Sonntag machten wir uns also auf den Weg nach Port Melbourne, von wo unsere Fähre starten sollte. Nach einigen Sicherheits- und Quarantäneinformationen wurden wir auf das Schiff gelassen und konnten das Entertainmentprogramm genießen. Zwar war es viel zu kalt auf der Fähre, aber immerhin gab es ein Kino und genug Fernseher, so dass die Zeit doch ganz gut und ereignislos verging.

Am Abend kamen wir schließlich in Devonport an und gönnten uns – zur Feier des Tages und weil Saskia am Vortag in Melbourne´s Casino 20 $ beim Roulette gewonnen (!!!) hatte, – ein schönes Abendessen bei Mc Donalds; mehr als Fastfoodketten gibt es dort nämlich nicht.

Tasmanien ist im Vergleich Australiens mit Festland verdammt kalt. Dafür ist seine Natur atemberaubend. Auf dem ersten Besucher Informationszettel des Infozentrums begrüßte uns auch gleich der Slogan: „Welcome to Tasmania, Australias natural state“. Und das ist mehr als wahr. Tasmanien besitzt von allen Staaten Australien die größte Fläche an Nationalparks und Regenwäldern, wobei ein sehr großer Teil als Weltkulturerbe eingestuft wurde. Dennoch ist ein gewisser Teil dieser Landschaft mit dem Auto erreichbar und durchquerbar, auch ohne Allradantrieb. Dies soll unsere Mission für die Dauer des Aufenthalts werden.

Von Devonport ging es am Morgen des nächsten Tages die Nordküste Richtung Westen entlang. Wir kamen über Penguin und Burnie in Stanley an. Hier stießen wir auf Circular Head, besser bekannt als „the Nut“. Eigentlich ist es nichts anderes als ein riesiger Vulkanfels, der direkt an der Küste von Stanley liegt und wegen seiner Beschaffenheit den Gezeiten trotzt. Sein Aufstieg ist jedoch so steil, dass es sich für die Stanleyaner lohnte einen Sessellift zu installieren, der ältere und gehfaule Touristen für ein gesalzenes Entgelt auf den Felsen hievt – Nichts für uns. Nachdem wir ein wenig auf dem Felsen herumwanderten und all seine Seiten erkundet hatten, ging es zurück zum Auto und zum Table Cape bei Wynyard. Dies ist ein Aussichtspunkt, von dem man einen klasse Blick über die Küste und ins Inland hat.

Nach einer Übernachtung in Burnie und Wolf´s ersten Angelversuchen auf Tasmanien ging es dann weiter an der Westküste entlang nach Süden. Unser Ziel waren die ersten großen Nationalparks des Landes: Cradle Mountain – Lake St Clair und Franklin – Gordon Wild Rivers. Auf dem Weg übernachteten wir direkt an einem größeren Fluss mitten im Wald. Tasmanien ist ebenfalls bekannt für seine hervorragenden Angelmöglichkeiten. Forellen und Lachse sollen in vielen Gewässern zu Hause sein. Eine dieser unzähligen Forellen konnten wir dann auch gleich auf den Barbecue legen. Pure Natur um uns und in uns.

Landschaftlich bisher am meisten beeindruckt haben uns dann tatsächlich die beiden Nationalparks: Fahrten durch riesige Wälder und Wanderungen entlang an Flüssen und Wasserfällen mitten im Wald.

Mittlerweile sind wir auf dem Weg nach Hobart, Tasmaniens Haupt- und Australiens zweitälteste Stadt. Die Landschaft hat sich auf dem Weg stark verändert und erinnert jetzt wieder mehr an Australiens Festland. Wir sind auf Hobart gespannt..

@Leslie: Osterfeuer geht klar..

Fruitpicking im Yarra Valley

Also machten wir uns am nächsten morgen auf ins Yarra Valley. Wir fuhren direkt nach Lilydale zur Job Agency. Dort füllten wir mal wieder einen Bewerberfragebogen aus, bekamen einige Infos von Andrew und schließlich eine Telefonnummer. Wir sollten ab 19 Uhr – so wie 40 andere Backpacker auch – bei Ben anrufen, um dort nach Arbeit auf dem Weinberg zu fragen. Wir verbrachten den Tag wartend am Lake Lilydale und starteten pünktlich 7 Uhr die Anrufversuche – leider erfolglos. Nach ungefähr 15 Versuchen entschlossen wir uns, Ben auf die Mailbox zu sprechen und einfach zu hoffen, dass er sich meldet. Und tatsächlich. Gegen 21 Uhr kam die erhoffte Antwort per SMS: Wir sollten uns am Morgen des nächsten Tages um viertel vor 7 auf dem Briarton Weingut zur Ernte einfinden. Da das Weingut schwer zu finden war, kamen wir mit ein wenig Verspätung zum ersten Arbeitstag, aber wir durften dennoch anfangen. Wir wurden mit passender Ausrüstung versorgt: einer Ernteschere, mit der wir uns mittlerweile schon mehrmals geritzt und geschnitten haben – das Ding ist sauscharf. Dann ging es ohne große Einweisung direkt in die Reihen der Traubensträucher, zwischen denen bereits 60 weitere Pflücker aus allen Ecken der Welt, vornehmlich Frankreich und Asien, zu Gange waren.

Die Arbeit ist denkbar einfach: Wir werden in Paaren in die Reihen geschickt, wobei jedes Paar 2 – 3 Abschnitte (ein Abschnitt wird durch zwei Holzbalken begrenzt, der die Weinsträucher stützt, er ist ca. 5 Meter lang) erntet. Ist man mit seinem Teil fertig, geht es in die nächste Reihe und so weiter, bis der Berg abgeerntet ist. Das einzig anstrengende ist die Hitze. Die beste Phase ist morgens von 7 bis 10, in der wir schöne Sonnenaufgänge über den Weinbergen erleben können – wenn wir nicht gerade bei 8 Grad frieren.

Heute ist Sonntag der 28.02.2010, nach vier Tagen Arbeit ist heute unser erster freier Tag – sonntags ist generell Erntestop. Wir arbeiten jeden Tag auf einem anderen Weingut. Hier im Yarra Valley gibt es hunderte Weinberge und dementsprechend viele Weingüter. Am abend eines jeweiligen Arbeitstages wird uns mitgeteilt, wo wir als nächstes eingesetzt werden. Da es noch viele abzuerntende Sträucher gibt, hoffen wir noch möglichst lange hier arbeiten zu können: Im Gegensatz zu unserem ersten Fruitpicking Versuch werden wir hierbei nämlich nach Stunden bezahlt, wobei der Stundensatz gar nicht mal so schlecht ist. Nach Feierabend fahren wir meist zurück zum Lake Lilydale, da es dort Toiletten und eine Outdoordusche gibt, die von sehr vielen unserer Kollegen ebenfalls genutzt wird. So sind zur Erntezeit im Yarra Valley auf allen möglichen Plätzen, auf denen man umsonst stehen kann,  Backpacker anzutreffen, die, wie wir, Geld für Übernachtungen einsparen können.

Grampians Nationalpark

Auf dem Weg zurück nach Melbourne machten wir einen dreitägigen Stop im Grampians Nationalpark. Nachdem wir die erste Nacht mit Blick auf die Berge in Dunkeld am Rande des Parks verbrachten, führte uns die Fahrt am zweiten Tag ins Gebirge. Die meisten „must see“ kann man relativ bequem mit dem Auto abfahren, so dass wir an einem Tag mehrere Aussichtspunkte, Wasserfälle und spektakuläre Felsformationen besichtigen konnten. Einige Wege und vor allem die 260 Stufen zum Ende der Mc Kenzie Wasserfälle hatten wir dann aber doch zu bewältigen. Die Nacht verbrachten wir dann auf einem Bushcampingplatz mitten im Wald, inklusive Kängurus, die direkt neben dem Van grasten. Kängurus hüpfen nämlich so laut, dass man nachts davon wach wird, sich wundert, was das wohl für ein Geräusch ist und beim Herausspähen direkt mit dem Tier konfrontiert wird. Den nächsten Tag checkten wir zum ersten Mal seit langer Zeit wieder auf einem Zeltplatz ein und nutzten die Zeit, den Van zu säubern, alle Elektrogeräte aufzuladen und Wäsche zu waschen – also insgesamt ein langweiliger Tag in schöner Umgebung und wiederum mit nächtlichem Kängurubesuch..

Da wir zwischenzeitlich Kontakt mit einer Freundin in Tasmanien aufgenommen hatten, erfuhren wir, dass man dort ab März gut Arbeit als Erntehelfer für Äpfel und Weintrauben finden soll. Außerdem hatten wir gehört, dass Fruitpicking gar nicht so schlechte Arbeit sein soll, wenn man nicht gerade Tomaten pflückt. Man dürfe nur nichts ernten, wobei  man sich bücken muss – und das muss man sich bei Trauben und vor allem Äpfeln ja hoffentlich nicht. Also kehrten wir auf dem Rückweg  nach Melbourne in der Goldgräberstadt Ballarat bei Mc Donalds ein, um im Internet nach den Preisen für die Fähre nach Tasmanien zu suchen und bei der Harvestline (eine Jobbörse für´s Fruitpicking) nach Stellen zu schauen. Da wir im Internet für Tasmanien nichts finden konnten, riefen wir direkt bei der Hotline an und bekamen zwar nichts für Tasmanien, dafür aber eine Telefonnummer aus Lilydale 35 Km von Melbourne entfernt. Dort suchen sie ebenfalls Helfer für die Apfel- und Traubenernte. Ein Anruf später wussten wir dank Anrufbeantworter, dass man sich 9 Uhr morgens in Lilydale einfinden muss, um sich für die freien Stellen zu bewerben. Einzige Bedingung ist ein eigenes Auto – und das haben wir zum Glück ja.. also Fruitpicking Versuch Nummer 2?